kybernetische und altägyptische Zeitverhältnisse
Luka Zimmer

1. Beschreibungskrise der Zeitlichkeit
Um zu verstehen, aus welchem Grund sich unsere Zeitlichkeit heute in einer Krise befindet, müssen wir das vorangegangene Zeitregime der Moderne verstehen. Haben wir einen Überblick über das moderne Zeitregime können wir auch das Abwenden der zeitgenössischen Vorstellung von Zeitlichkeit von der modernen Zeitlichkeit verstehen.
Aleida Assmann teilt das moderne Zeitregime in fünf Aspekte auf. Der erste moderne spezifische Punkt ist: „das Brechen von Zeit“. Unter diesem Schlagwort beschreibt sie wie die Moderne sich in Perioden einteilt und stets den Beginn einer neuen Epoche proklamiert oder eine Wende ausruft. Sie sieht hier eine leidenschaftliche Auseinandersetzung mit alten und neuen Werten, welche hinterfragt werden und mit Abgrenzung, Verwerfung, Entwertung, und Verabschiedung einher gehen.1 Es wird eine Periodisierung vorgenommen, die in den Geschichtsverlauf eingezeichnet werden und von Historikern einfach gelesen werden können. Es stellt sich ein historisches Kontinuum her, durch welches Geschichte leichter erklärt und verstanden werden kann. Niklas Luhmann wendet sich dieser Art von Geschichtsverständnis entgegen. Er betrachtet die historische Periodisierung als Reduktion von geschichtlicher Komplexität.2 Schon an dieser Stelle fängt eine Kritik an modernen Zeitverhältnissen an. Der zweite Punkt den Assmann, als moderne typische Zeitregime fest macht, ist die Fiktion des Anfangs. Sie fügt ein Gedicht von Hermann Hesse ein, welches die Dynamik des modernen Weltgeistes widerspiegelt.3

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben ,
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf´um Stufe heben, weiten.4

Das Ziel eines modernen Menschen war es zu immer größerer Freiheit aufzusteigen. Mit Kant im Rücken und Hegel als Zeitgenosse der Moderne ist diese Vision leicht nachzuempfinden. Mit Hegel sind auch die Brüche in der Moderne und die Vision eines immer neuen Anfangs besser zu verstehen. Hegels Vorstellung einer dialektischen Zusammenführung von Polaritäten, welche zu einem freien Weltgeist hinstreben, geht mit den Brüchen der Moderne gut zusammen. Die Vision eines neuen Anfangs in jeder Periode ging mit einem Fortschrittsdenken und einem Überwinden der früheren Stufe einher. Die moderne Zeitlichkeit privilegiert den Bruch und nicht die Kontinuität, damit immer wieder ein kleiner neu Anfang entstehen kann5. Der nächste Punkt beschäftigt sich mit dem destruktiven und gewalttätigen Potenzial der Moderne: Die kreative Zerstörung. Um die Vision einer anderen Welt umzusetzen und stets wieder eine neue Stufe zu erreichen, bedurfte es radikalen Umbruch der in der Moderne durch Revolution ausgeführt wurde. Assmann beschreibt, dass in den Zügen des Anfangs schon destruktive und gewalttätige Züge mit angelegt sind. Auch Karl Marx hat die moderne Vorstellung von Revolution immens mitgeprägt. Der Mensch ist erst dann souverän und frei, wenn er sich in der Gegenwart sprechend und handelnd ohne Rückerinnerung bewegen kann und die Muster der Vergangenheit vergisst6
Auch die Neuerfindung des Historischen ist ein Merkmal moderner Zeitlichkeit. Der Historismus wurde immer als starker Gegner der Moderne gesehen. Der Historismus greift auf Bilder aus der Geschichte zurück, um sich an ihnen zu orientieren. Die Moderne hat es jedoch geschafft den Begriff so umzudeuten, dass er selbst ein Teil der Modernisierung wurde.7 Hier macht es vielleicht ein Beispiel klarer: Während der französischen Revolution wurden 51 Gräber aus den letzten 12 Jahrhunderten zerstört. Kurz darauf wurden die zerstörten Grabsteine in ein aufgelöstest Kloster gekarrt um dort konserviert und ausgestellt zu werden. Es geht in der neuen Form des Historismus, um ein Zerschlagen von ehrwürdigen Traditionen und Werten die trotzdem als historisches Wissen weiter bewahrt werden.8 Der wohl am öftesten assoziierte Punkt, auf den die moderner Zeitlichkeit auch oft reduziert wird, ist der der Beschleunigung. Die Beschleunigung in der Zeitlichkeit lässt sich vor allem auf die industrielle Revolution zurückführen. Mit der Erfindung der Dampfmaschine und schnelleren Verkehrsmittel setzte auch eine beschleunigtes Zeitgefühl ein. Die Zeitorientierung erfolgte immer weniger an den natürlichen Rhythmen, wie Tag und Nacht, sondern bediente sich mehr exakten Uhrzeiten, die durch Abfahrtpläne der Züge usw. festgelegt wurden.
Mit all diesen Punkte wurde eine kategorische Aufwertung von Gegenwart und Zukunft auf Kosten einer Entwertung und Abspaltung der Vergangenheit produziert.
Die zeitgenössische Prognose nun ist, da sind sich viele Theoretiker*innen einig, der Gegenwart seien Vergangenheit und Zukunft gleichermaßen abhanden gekommen. Die Stimmen mehren sich zur neuen Unsicherheit im Umgang mit der Zeit. Unsere Gegenwartskultur mit Facebook, Twitter und anderen Sozialen Medien ziehen alles in ihren Schlund und nicht nur die Differenz der Zeit sondern auch das historische Bewusstsein leidet darunter. Es ist immer weniger klar, wie Zukunft Gegenwart und Vergangenheit ineinandergreifen und sich zueinander verhalten. 9 Frederic Jameson erkennt im Text „Postmoderne, zur Logik der Kultur im Spätkapitalismus“ den Bruch mit der Moderne, vor allem in der Kultur. Er markiert das Ende der Moderne mit einem starken Bruch der 50-60iger Jahre, welcher nicht den Regeln der modernen Modewechseln unterlag. Er beschreibt ein viel artikuliertes Endzeitgefühl. Das Ende der Kunst. Das Ende der Ideologie. Das Ende des modernen Zeitsystems. In Erscheinung treten neue Textsorten die mit den Formen, Kategorien und Inhalten gerade jener Kulturindustrie durchsetzt sind, die insbesondere Adorno so leidenschaftlich verurteilte.10 Insbesondere in der Kunst haben wir es nach Jameson mit einer Rückkehr von Symbol und Ornament zu tun. Einer Begeisterung für Kitsch, Ramsch und Literatur, wie Gruselgeschichte, Liebesromanen, Sciencefiction, sowie eine Faszination für das Chaos und den Mythos, ließen sich verzeichnen. In Kontext der Literaturkritik könnte auch das Schwinden der klassischen modernen Thematik von Zeit und Zeitlichkeit beschrieben werden. All diese Ausprägungen wenden sich so stark gegen das aufklärerische Zeitalter der Moderne, dass es fragwürdig ist diese kulturelle Bewegung nur als eine weitere Stufe der Moderne zu betrachten. Auch die zeitliche Ordnung im Kräftefeld der Postmoderne wird in Jamesons Text besprochen. Um diese Zeitlichkeit zu beschreiben bedient er sich des Konzepts der Schizophrenie von Lacan.11 Um zu beschreiben wie die kulturelle Produktion etwas anderes sein kann, als angehäufte Fragmente, ziellos Hervorgebrachtes, vom Zufall abhängige Elemente, behilft Jameson sich mit den Bezeichnungen aus der Psychoanalyse von Signifikant und Signifikat. Signifikant, als die Äußerung und das Sprachmaterial, welches sich auf ein zu beschreibendes Objekt bezieht und Signifikat, als der begriffliche Inhalt der sprachlichen Äußerung. Lacan beschreibt Schizophrenie als ein Auseinanderbrechen der Signifikantenkette, die Signifikantenfolge, die einen Sinn aufbaut. Schizophrenie entsteht also, wenn ein Trümmerhaufen aus Signifikanten erkannt werden kann, daraus jedoch kein Sinn aufgebaut werden kann. Hiermit geht die reine Materialität der Signifikanten einher, also reiner nicht zusammenhängender Gegenwartsmomente im zeitlichen Ablauf.12 Dieser Zusammenbruch von Zeitlichkeit setzt mit einem Mal die Gegenwart von allen Aktivitäten und Intentionen frei, die sie festlegen würden. Derart vereinzelt überwältigt die Gegenwart das Subjekt plötzlich mit unvorstellbarer Vitalität.13 Es entsteht somit einer starker Fokus auf der Gegenwart. Eine ähnliche Analyse macht Francois Hartog, der ganz in Tradition der Moderne eine Periodisierung der verschiedenen Zeitverhältnisse seit der Antike vornimmt. Nach Hartog befinden wir uns im dritten Zeitregime: Dem Zeitregime der Gegenwart14. Er beschreibt, dass diese Zeitlichkeit häufig als kulturelle Dauerkrise gedeutet wird. Die Perspektive von Zeit hat sich vollständig in die Gegenwart verlagert. Den krisenhaften Charakter erfährt diese Zeit dadurch, dass sich Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft nicht mehr klar voneinander trennen lassen. Aus konstruktivistischer Perspektive hingegen führt diese Entnaturalisierung der Zeitverhältnisse nicht in ein Chaos oder eine Krise. Es ist schlicht ein Aufdecken der kulturellen Logik von Zeit. Es wird ein Kampf gegen die Essentialisierung der Dimensionen von Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft, als objektive neutrale Zeiträume, geführt. Nun können wir verstehen, dass Zeit erst im Rahmen kultureller Logik Gestalt annimmt.
In Konklusion können wir festhalten, dass eine Verlagerung der Zeitwahrnehmung von einer privilegierten Zukunftswahrnehmung und einem teleologischen Fortschrittsbild aus der Moderne zu einer postmodernen Privilegierung der Gegenwart stattgefunden hat.

2. kybernetische Zeitverhältnisse

Wenn von einer Veränderung in der Zeitbeschreibung, ein Bruch von Moderne zu Postmoderne die Rede ist, ist es unvermeidlich auch über digitale Kulturen zu sprechen. Diese digitalen Kulturen, die das Endprodukt der Spätmoderne, wie auch möglicherweise das Ende der Moderne produziert haben, sind der Anstoß einer Reflexion neuer Zeitlichkeit von Timon Beyes und Claus Pias. In ihrem Text beschreiben sie deutlich einen Wandel der Zeitbeschreibung durch digitale Medien und Prädiktion. Aus Grundannahme einer Moderne, die die Zukunft als Geheimnis sieht, aber eben ein Geheimnis, das nicht verraten werden kann, entwickeln sie ihre Überlegung einer kybernetischen Prädiktion von Zukunft. Alles beginnt nach dem zweiten Weltkrieg und der Entstehung der modernen Kybernetik. Mit den Konzepten von Feedback und selbstregulierenden Systemen von Prädiktion und Digitalcomputern hat ein grundlegender Umbau von Zeitstrukturen begonnen15 Die Kybernetik bezog sich ursprünglich auf die Steuerung und Regulierung von Maschinen. Der AA-Prädiktor ist dafür das beste Beispiel. Dieser maß die vorrangegangene Flugbahn eines Flugzeuges, um daraus die zukünftige Flugbahn zu antizipieren und diese daraufhin mit einer Luftabwehrrakete zielsicher zu treffen .16 Alltagsbeispiele für kybernetische Zeitstrukturen, die sich mit Prädiktion beschäftigen, gibt es viele. Ganze Industrien beschäftigen sich mit der Prädiktion von kulturellen Konsum, wie Musik, Serien oder dem Kaufverhalten von Büchern auseinandersetzen. Es wird schnell klar, dass durch Prädiktion das moderne Konzept von Zukunft fragwürdig wird. Die Gegenwart ist nicht mehr Austragungsort einer prinzipiell „offenen“ Zukunft17, sondern in ihr schreibt sich die Zukunft durch Berechnung zukünftiger Zustände ein. In Folge dieses Musters kollabiert das Verhältnis von dem „wie die Welt ist“ und „wie sie anders sein könnte“18 und damit das moderne Konzept von Zukunft. Flusser nennt diesen Zustand Posthistoire und postuliert, dass damit Partizipation in gesellschaftlicher Veränderung gleich Nonsens ist. Mit diesem Kollaps geht auch eine Entpolitisierung von Subjekten einher. Armen Avanessian und Suhail Malik wenden hier jedoch ein, dass sich gerade auf Grund dieses Zeitkomplex viele rechte Strömungen und reaktionäre Gegentendenzen bilden, die sich auf die Vergangenheit als Ort semantischer Sicherheit beziehen.19 Wohin gegen das linke Spektrum stets noch in den progressiven Formen der Moderne feststecke. Die Linke nutze nur die Gegenwart als den Ort um über semantische Reorganisation nachzudenken. Statt die Zukunft als Bedingung der Gegenwart, würde hier die Gegenwart ins unendliche ausgedehnt, was jede radikal andere Zukunft verunmöglichen würde.20 Um eine andere Zukunft zu realisieren, müsste die Gegenwart aus der Zukunft gedacht werden. Diese Gedankenbewegung müsste, soweit Avanessians und Maliks These, auch semantisch umgesetzt werden. An dieser Stelle wird nun der Bogen zu altägyptischen Semantik von Zeitlichkeit gespannt. Im letzten Kapitel soll untersucht werden, ob es in der altägyptischen Kultur eine Sprache für Zeitlichkeit gegeben hat, die uns in der heutigen Beschreibung von Zeitlichkeit behilflich sein kann und inwieweit Zeit überhaupt mit anderen Semantiken beschrieben werden kann.

3. altägyptische Zeitbeschreibungen
Die altägyptische Gesellschaft hat über dreitausend Jahre existiert und liegt nun schon fast zweitausend Jahre zurück. Um die Gesellschaftsverhältnisse rekonstruieren zu können, bezieht sich die Forschung auf altägyptische Bildzeichen, auch Ideogramme genannt. Aus diesen Zeichen ist im 4 Jahrtausend die Altägyptische Schrift entstanden21
Zu Beginn ist zu sagen, dass in der altägyptischen Zeitbeschreibung kein Äquivalent für das Wort „Zeit“ belegt ist, trotzdem kann beispielhaft die Geisteshaltung der Menschen im alten Ägypten erörtert werden. An Stelle eines Wortes für Zeit orientiert sich die altägyptische Semantik an verschiedenen Aspekten von Zeit. So gab es z.B. „Die Zeit eines Menschenlebens“ oder „Die Zeitspanne in der ein Tun am günstigsten ist. Ein anschauliches Beispiel dafür ist der kleine Zeitraum, der am ehesten unserem „Augenblick“ ähnelt. Er wird beschrieben mit „Der Zeit die ein Nilpferd zum abtauchen benötigt“ Die Altägypter bezogen sich also auf Fragmente von Zeit und vermieden eine abstrakte Beschreibung und den Anspruch auf allgemein Gültigkeit. Interessant ist auch die Beschreibung für ein Jahr. Es wird das sich Verjüngende genannt, da es nicht wie in unserer Auffassung vergeht, sonder zyklisch immer wieder neu beginnt.22Um das gesamte Zeitsystem zu verstehen, ist es sinnvoll lange Zeiträume die über Stunden und Tage hinausgehen zu betrachten. Um diese längere Zeit zu beschreiben, muss man sich Begriffen annähern, die unserem Begriff der Ewigkeit entsprechen. Die wahrnehmbare Zeit auf der Erde hat für die alten Ägypter ein Anfang und ein Ende. Die Welt beginnt im teleologischen Sinne mit der Weltschöpfung, und dem Weltende. Hierzu gibt es verschiedene Schöpfungsmythen, wie z.B. den Ritt auf der Himmelskuh.23 Trotz dem Ende und des Anfangs der Welt, ist die Welt in der altägyptischen Vorstellung unendlich.24 Auch der Tod stellt kein abschließendes Ende dar, aus diesem Grund werden die altägyptischen Toten mumifiziert. Die alten Ägypter lebten ständig in der Angst die Zeit könnte still stehen, um dies zu umgehen mussten kultische Handlungen durchgeführt werden.25 Um die Qualität der Zeit in der Ewigkeit zu beschreiben benutzten die alten Ägypter, zwei sich entgegengesetzte Qualitäten. Dies sich die Nechech und die Djet-Ewigkeit nennen. Beide befinden sich außerhalb der Vergänglichkeit. Nechech ist die unendliche Zahl von Zyklen, sowohl vergehende als auch sich verjüngende Zyklen. Es ist die Möglichkeit des Wandels und des immer wieder neu Beginnenden. Es wird als der Oberbegriff für die Zeitelemente der Stunde, des Jahres und des Tages verwendet. Dem entgegen steht die Djet Ewigkeit. Sie steht für lineare Permanenz, statisches immer vorhanden sein und unveränderliche Existenz des Vollendeten. Das Jahr ist sowohl Djet-Ewigkeit, sowie Nechech, da es sich stets zyklisch erneuert, sich jedoch immer wieder aus gleichen Inhalten zusammensetzt. Die Verbindung der beiden Ewigkeiten bietet ein umfassendes Bild der Zeitverhältnisse im alten Ägypten.26 Es wir spürbar, dass die altägyptische Zeit keine Zeit in gradliniger Fortsetzung ist. Auch die Götter haben eine große Rolle im Bezug auf die Zeit gespielt. Die Götter hielten den Überblick über das Geschehen und konnten voraus wissen was in der Zeit geschehen würde. Dies wurde auch in Zusammenhang gebracht mit der kosmischen Erzeugung von Zeit und den Bewegungen der Himmelskörper.27 Da die Zukunft in den Händen der Götter lag, war die Einsicht verbreitet, dass die Zukunft grundsätzlich unverfügbar sei.
Noch in der Briefliteratur der frühen Rammesidenzeit wird über sein Befinden vorsichtig Auskunft gegeben, indem die Zukunft unklar bleibt:

„heute geht es mir gut aber den Zustand von morgen kenne ich nicht“28

4. und jetzt ? 
Ein Zusammenführen der beiden Konzepte der kybernetischen und der alt ägyptischen Zeit ist gewagt. Dennoch konnte ich einige Schlussfolgerungen aus der Beobachtung anderer Zeitlichkeit ziehen. Zum einen die Erkenntnis, dass die Zeit kein konstantes Element der Weltordnung ist. Dies war die Zeit schon bei den alten Ägyptern nicht und auch wenn die Moderne ihr Zeitkonzept für das allein Gültige wahrnahm, so sind Zeitordnungen doch so vergänglich wie historische Perioden.
In dieser Hinsicht waren die alten Ägypter sehr locker in ihrem Beschreibungen von Zeit. Sie bezogen sich lediglich auf Fragmente von Zeit und vermieden eine abstrakte Beschreibung, sowie den Anspruch auf allgemeine Gültigkeit. Eine semantische Hilfestellung für die kybernetischen Zeitlichkeit bringen sie leider nicht wirklich, obwohl schon einige Elemente der kybernetischen Zeitlichkeit in der alt ägptischen Zeit wieder zu finden sind. Hier ist noch einmal die zyklische Bewegung der altägyptischen Zeit zu erwähnen, welches sich jedoch von dem kybernetischen Zyklus in dem Sinne absetzt, dass die altägyptische Zeit als ein statischer Zyklus verstanden wurde. Der alt ägyptische Zyklus erneuert sich stets und beinhaltet einen neuen Beginn, wohingegen der kybernetische Zyklus etwas beständig zyklisches hat, ohne dabei zielgerichtet oder teleologisch zu sein.
Wichtig als Konklusion dieses Textes ist jedoch, dass es radikal andere Zeitlichkeit geben kann und auch schon gegeben hat. Es ist also möglich, dass das Konzept von Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft erneuert werden kann. Zeit sollte entnaturalisiert werden, sodass die Möglichkeit für eine neue Beschreibung von Zeit geschaffen wird.




Literaturangaben:

Assmann, Aleida (2013): Ist die Zeit aus den Fugen?, Aufstieg und Fall des Zeitregimes der Moderne;München, Carl Hanser Verlag
Assmann, Jan (1957): Zeit und Ewigkeit im alten Ägypten; Abhandlungen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Heidelberg, Carl Winter Universitätsverlag
Avanessian/ Malik ( 2016): Der Zeitkomplex, Postcontemporary; Merve verlag
Bakir, Abd el Mohsen (1970): Egyptian Epistomolography
Beyes/ Pias (2014): Transparenz und Geheimnis
Galison, Peter (2001): Die Ontologie des Feindes Norbert Wiener und die Vision der
Kybernetik in: Räume des Wissens: Repräsentation, Codierung, Spur, Hans
Jörg Rheinberger, Michael Hagner, Bettina Wahrig-Schmidt (Hrsg.), Akademie
Verlag, Berlin 1997
Hesse, Hermann (1986) Das Lied des Lebens. Die schönsten Gedichte von Hermann
Hesse, Frankfurt a.. M.: suhrkamp S. 198.
Ions, Veronica (1988): Die Götter und Mythen Ägyptens (= Die großen Religionen der Welt – Götter, Mythen und Legenden). Klagenfurt; Neuer Kaiser Verlag – Buch und Welt
Jameson, Frederic (1997): Postmoderne Zeichen eines kulturellen Wandels; Reinbeck; Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH
Koselleck, Reinhart (1979) vergangene Zukunft, Zur Semantik geschichtlicher Zeiten; Frankfurt am Main, suhrkamp taschenbuch wissenschaft
Lyotard, Jean-Francois (1886) Das postmoderne Wissen, Ein Bericht; Graz,Wien; Hermann Böhlhaus Nahf. Gesellschaft m. b.H.
Wüste, Martina (2000): Fluss und Wiederkehr, Die Zeitbegriffe der Ägypter: in SuW Special 5 Zeit das ewige Rätsel





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